Erik van Slooten

 

Erik van Slooten zum GOLDENEN JUPITER:

„Die Krönung meiner langjährigen Arbeit“

 

Dankesrede zur Verleihung des „Goldenen Jupiters“ beim DAV-Kongress,  am 4. Oktober 2014 in Bonn:
  

Gold wird der Sonne zugeordnet. Wenn Jupiter in Konjunktion mit der Sonne steht, wird er zum goldenen Jupiter. Derzeit geht Transit-Jupiter über meine Geburtssonne…  :-)

 

Danke schön! Danke an meine liebe Frau Sonja, die mich seit einem halben Jahrhundert immer begleitet und unterstützt hat, an meinen Verleger und Freund Reinhardt Stiehle, an Annegret Becker-Baumann und Rolf Liefeld, die „Goldene-Jupiter“-Kommission, an den DAV-Vorstand und an alle anderen, die dazu beigetragen haben, dass ich jetzt hier stehe. Insbesondere aber möchte ich mich noch bei zwei anderen Menschen bedanken: bei meiner Großmutter und bei meinem Vater.

 

 

 

 

Das Bild dieser schönen jungen Frau (Abb. links oben) wurde 1901 gemacht, und zwar in Surabaja auf Java, damals zu Niederländisch-Indien gehörend. Sie war auf Java eine bekannte Astrologin. Es soll Männer unter ihren Klienten gegeben haben, die nach der Beratung um ihre Hand angehalten haben. Sie entschied sich schließlich für einen niederländischen Tabakpflanzer. Die beiden heirateten und bekamen dort auf Java zwei Söhne. Der Jüngere wurde 1905 geboren – er wurde mein Vater.

 

Mein Vater (Abbildung rechts oben) war in den Niederlanden ein angesehener Naturwissenschaftler, aber gleichzeitig setzte er die Tradition seiner Mutter fort. Ich bin mit der Astrologie aufgewachsen. Am Tisch sprachen meine Eltern immer davon, und so erfuhr ich schon mit fünf Jahren von meiner Venus-Jupiter-Konjunktion im 7. Haus, ohne wirklich zu begreifen, was das bedeutete. Aber mein Interesse war geweckt. Als ich 15 war, lernte ich von meinem Vater, den Aszendenten zu berechnen, selbstverständlich mit der Hand, denn wir lebten in den computerlosen 50er-Jahren. Ich fing an, im Gymnasium mein Taschengeld aufzubessern, indem ich für meine Mitschüler ihren Aszendenten, Sonne und Mond berechnete, die sie bei mir für 1 Gulden bestellen konnten, inklusive eine Kurzbeschreibung dieser drei Faktoren, die ich aus den Büchern meines Vaters abschrieb. Unter meinen Klienten waren viele nette Mädchen, für die ich es manchmal gratis machte.

 

1950 veröffentlichte mein Vater das Buch „Maan-Phase Psychologie“ – „Mondphasenpsychologie“ – eine astro-psychologische Charakterkunde aufgrund der Mondphase der Geburt. Ich war damals acht Jahre alt, und mich faszinierte im Laufe der folgenden Jahre, wie mein Vater die Mondphasen der Menschen, denen er begegnete, schon sehr schnell „erraten“ konnte und dabei in den allermeisten Fällen richtig lag.

 

Als 1969 die Amerikaner die ersten Menschen zum Mond schickten und die ganze Welt atemlos auf ihren Trabanten schaute, widmete die größte niederländische Tageszeitung dem Buch meines Vaters eine sehr ausführliche und positive Besprechung, die sofort zu einer zweiten Auflage führte. Ganz Holland wollte auf einmal seine Mondphase berechnen. Leider durfte mein Vater, der 1965 unerwartet und viel zu jung gestorben war, das nicht mehr erleben. Er hätte sich bestimmt sehr gefreut.

 

 

 

 

 

 

Vor einigen Jahren habe ich das Buch meines Vaters ins Deutsche übersetzt und mit neuen Beispielen aktualisiert. Es heißt jetzt „Die Mondphase der Geburt“ (Chiron Verlag, 125 Seiten, 17,90 Euro). Ich wollte mit dem Buch vor allem meinem Vater und indirekt auch meiner Großmutter posthum Ehre bezeugen.

 

 

 

Traditionelle Astrologie

 

Nachdem ich mich lange der modernen psychologischen Astrologie gewidmet habe, entdeckte ich Ende der 80er-Jahre zuerst die klassische Stundenastrologie und einige Jahre später die klassische, insbesondere hellenistische Radixastrologie. Was fasziniert mich an der Klassik so? Mir gefällt ihr bodenständiges, klares und unmissverständliches Regelwerk. Nur ein Beispiel: Die erste und wichtigste Frage, die der klassische Astrologe sich stellt, wenn er eine Radix betrachtet, lautet: „Ist es ein Tag- oder ein Nachthoroskop?“ Diese einfache Feststellung (Sonne über oder unter dem Horizont) führt schon zu fundamentalen Deutungsunterschieden, die in der modernen Astrologie zu Unrecht verloren gegangen sind. Dieses klare Regelwerk führt automatisch zu der klaren Sprache der klassischen Astrologie.

 

Der größte Astrologe unserer Zeit, Robert Hand, hat dazu Folgendes gesagt: „Die indische, hellenistische, arabische und mittelalterliche Astrologie – alle haben sie eine viel ausgefeiltere Sprache als die moderne Astrologie, die dazu tendiert, unpräzise (…) und unklar zu sein. Einfach gesagt: Diese Sprache der Traditionellen Astrologie kann Dinge klar ausdrücken, und deshalb kann man auch sagen, ob das, was sie ausdrückt, richtig ist oder falsch. Die moderne Astrologie könnte einiges davon lernen!“ (aus einem Vortrag in York/Großbritannien, 2005)

 

Wie Robert Hand lehne übrigens auch ich jegliche Form von Astro-Fundamentalismus ab. Traditionelle und moderne Astrologen sollen einander nicht die Köpfe einschlagen, wie das vor einigen Jahren in Deutschland leider passiert ist, sondern Brücken zueinander bauen. Was die einen können, können die anderen nicht und umgekehrt. Ich freue mich sehr darüber, dass die klassische Astrologie, nachdem viele im DAV sie lange abgelehnt haben, jetzt allmählich den ihr gebührenden Platz im DAV und im deutschsprachigen Raum bekommt. In diesem Sinne sehe ich diesen „Goldenen Jupiter“ als Krönung meiner langjährigen Arbeit.

 

Aber auch andere versuchen derzeit. Brücken zwischen Klassik und Moderne zu bauen, wie beispielsweise Birgit von Borstel, die Folgendes geschrieben hat: „Die Stärke der traditionellen Art zu deuten liegt in der Beschreibung der Umstände, die ein Mensch vorfindet und mit denen er leben darf oder muss. Die Stärke der modernen Astrologie liegt mehr darin, zu beschreiben, auf welche Weise man das Beste aus dem macht, was man vorfindet.“

 

In meinen Seminaren sage ich oft:

 

 

 

Traditionelle Astrologie sucht nach dem WAS,

 

 moderne Astrologie nach dem WOZU.

 

Die Klarheit der traditionellen Astrologie trifft insbesondere auf die klassische Stundenastrologie zu. Die Stundenastrologie deckt einen Bereich ab, der von der Radixastrologie kaum abgedeckt wird: klare, unmissverständliche Antworten auf konkrete Fragen zu geben. Deshalb haben viele Kollegen Angst vor der Stundenastrologie, denn klare Antworten auf konkrete Fragen können sich nachher leider als falsch erweisen.

 

Als ich Anfang der 90er-Jahre anfing, die Stundenastrologie im deutschsprachigen Raum zu verbreiten, wurde mir tatsächlich Jahrmarkt-Wahrsagerei vorgeworfen. Völlig zu Unrecht. Nehmen Sie von mir an: Die Stundenastrologie ermöglicht es, tiefe, einfühlsame Lebensberatungen durchzuführen. Aber zum Abschluss gebe ich Ihnen ein schönes und vor allem lustiges Beispiel der Effizienz der Stundenastrologie.

 

 

 

 

 

Charlie & Jacky

 

Das Horoskop ist vom 5. April 2013, 12.50 MESZ, Neubiberg bei München, und hat den Aszendenten auf 0°16' Widder. Und Placidus-Häuser – mit Regiomontanus-Häusern funktioniert dieses Horoskop nicht! Es ist das Horoskop für die folgenden beiden Fragen:

 

Werden die beiden Vögel gut miteinander auskommen?

 

Ist der neue Vogel männlich oder weiblich?

 

Diese Fragen wurden mir telefonisch von einem Klienten aus Berlin gestellt. Er besitzt einen besonderen Papagei, einen „Hahns Zwergara“, der den Namen Charlie trägt. Charlie ist untröstlich, denn seine Partnerin ist vor einigen Wochen gestorben. Mein Klient ist jetzt auf der Suche nach einem neuen Partner für Witwer Charlie. Übrigens sind diese „Hahns Zwergaras“ sehr teuer: Sie kosten etwa 700 Euro oder mehr. Jetzt hat mein Klient ein Angebot aus Prag bekommen. Das Geschlecht des angebotenen Vogels ist leider unbekannt. Es ist bei diesen Tieren sehr schwierig, das Geschlecht festzustellen, das geht nur mit einer Federanalyse, die auch über 100 Euro kostet.

 

Sie sehen: Zur Beantwortung der Frage brauche ich nur drei Planeten! Sonne, Merkur und Jupiter. Kleine Haustiere fallen unter das 6. Haus, und damit wird Charlie durch Jupiter, den Herrscher von 6, verkörpert. Ein neuer Partner für Charlie wird durch das gedrehte 7. Haus symbolisiert, gezählt ab dem 6. Haus: also Haus 12, dessen Herrscher Merkur ist.

 

Jetzt kann die erste Frage sofort beantwortet werden: Charlie und der Prager Vogel werden gut miteinander auskommen, denn es gibt eine gegenseitige Rezeption zwischen Jupiter und Merkur: Jupiter steht in Merkurs Domizil, den Zwillingen, und Merkur steht in den Fischen, dem antiken Domizil von Jupiter. Leider sind die gegenseitigen Rezeptionen aus dem Blickfeld der modernen Astrologie geraten, aber nehmen Sie von mir an: Zwei Planeten in gegenseitiger Rezeption üben eine große Anziehungskraft aufeinander aus!

 

Die zweite Frage ist ein bisschen schwieriger zu beantworten. Wenn im Horoskop der Prager Vogel von Venus symbolisiert würde, könnte man annehmen, der Vogel sei weiblich, würde er von Mars verkörpert, wäre er männlich. Aber Merkur ist doppelgeschlechtlich und muss (wie bei einer Federanalyse) genauer untersucht werden. Die klassische Regel lautet: Wenn Merkur morgens vor der Sonne aufgeht, ist er männlich, wenn er abends nach der Sonne untergeht, weiblich. Deshalb habe ich in diesem Horoskop auch die Sonne eingetragen, die im Widder steht. Morgens erscheint zuerst Fische am Aszendenten und dann Widder. Das heißt: Zuerst ist Merkur aufgegangen, bevor die Sonne am Himmel erschien. Der Vogel ist männlich!

 

 

 

Als ich das meinem Klienten sagte, war er enttäuscht. Aber ich habe ihm geraten, den Prager Vogel zu kaufen, denn dass dieser gut mit seinem Charlie auskommen wird, dafür steht die gegenseitige Rezeption als Garant!

 

Mein Berliner Klient reist nach Prag. Der Vogel, den er kaufen will, befand sich im Besitz eines Hoteleigners. Als mein Klient die Hotellobby betritt, sieht er eine Menge fröhlich lachender Gäste vor einem Käfig stehen, in dem ein Vogel haust, der die Gäste sowohl höflich begrüßt als auch grob beschimpft. „Guten Morgen! Drecksau!“

 

Dieser sprachbegabte Vogel (Merkur!) ist Jacky, der Vogel, den mein Klient kaufen kann und tatsächlich auch kauft.

 

Zurück in Berlin, stellt er Jacky in Charlies Käfig, aber sicherheitshalber zuerst mal mit einer gläsernen Trennwand zwischen den beiden, damit sie sich aneinander gewöhnen können. Das scheint gut zu gehen. Die beiden Vögel sind vor allem neugierig, benehmen sich nicht feindselig. Am nächsten Tag wird die Trennwand entfernt. Was passiert? Jacky schmiegt sich sofort an Charlie und schwärmt romantisch: „I love you, Charlie... I love you, Charlie!“ (Foto oben)

 

Einige Wochen später lässt mein Klient aus Neugier die Federanalyse machen. Im Grunde herausgeschmissenes Geld, denn diese bestätigt meine Deutung: Jacky ist ein Mann!

 

Meine sehr verehrten Damen und Herren: Wer von Ihnen noch keine Stundenastrologie macht, soll unbedingt damit anfangen. Allerdings: die klassische Stundenastrologie, denn die moderne Stundenastrologie ist meines Erachtens unnötig kompliziert und weniger effizient.

 

 

 

Überraschung

 

Zum Schluss habe ich noch eine Überraschung! Ich habe insgesamt sieben Bücher geschrieben, unter denen auch das Buch „Der klassische Tierkreis und seine Bewohner“ ist. Im Grunde mein Lieblingskind, weil es zustande kam unter sehr besonderen Umständen, die ich im Begleitwort dieses Buches beschrieben habe. Lesen Sie das mal! Und... (jetzt kommt die Überraschung!)... Sie können das auch lesen, denn Reinhardt Stiehle hat anlässlich dieses besonderen Abends beschlossen, allen Gästen dieser Preisverleihung das Buch zu schenken! Beim Verlassen des Saals am Ende dieser Veranstaltung bekommen Sie es! Bitte nehmen Sie nur ein Exemplar, sonst haben wir nicht genügend! Applaus für Stiehle!!!

 

(Anmerkung von Erik van Slooten: Zwischen 21.30 Uhr am Samstagabend und 14 Uhr am Sonntag habe ich beim DAV-Kongress mit Freude an die 200 Exemplare dieses Buches signiert. :-) )

 

Kommentare (2)

  • Gast - Diemann, Brigitta

    (Redaktion)

    Die Rede von Erik war nicht nur sehr persönlich sondern auch lehrreich. Ich habe ihm wie immer sehr gern zugehört. Danke auch an Reinhard Stiehle für das liebe Buchgeschenk. Es war eine bewegte Stunde. Brigitta Diemann

  • Gast - Sabine Bends

    (Redaktion)

    Ich freue mich sehr, hier die Rede von Erik lesen zu dürfen. Die Verleihung des Goldenen Jupiter an ihn, seine Anwesenheit und der ganze Abend waren für mich besonders berührend und ein absolutes Highlight. Nicht nur astrologisch, sondern auch rein menschlich. Ich habe mich sehr beschenkt gefühlt, nicht nur wegen des Buches :-). Ich bin sehr froh, dass Erik diese Ehrung erhalten hat, und es war genau der richtige Zeitpunkt. Danke nochmals an Rolf und Annegret und die Dritte im Bunde unbekannterweise.